Filmbeschreibung

Kaum 10 Minuten benötigt der Animationsfilm Late Afternoon, um seinen Zuschauern nicht nur die wichtigen Höhepunkte im Leben von Emily darzustellen, sondern auch, um sie einfühlsam in die Erfahrungs- und Gefühlswelt eines an Demenz erkrankten Menschen einzuführen, eine Welt, in der ein wechselvolles Spiel zwischen erlebter Gegenwart und erinnerter Vergangenheit das Leben prägt:

(0:00 – 1:10 min) Später Nachmittag – es ist Tea-Time! Die alte Emily sitzt allein in ihrem Zimmer. Eine junge Frau, Kate, kommt herein und stellt ihr eine Tasse Tee auf das Tischchen neben den Lehnsessel. Doch kaum hat Emily den Keks, den sie sich erbeten hat, in den Tee getaucht, zerbricht der Keks und ein Stück versinkt in die Tiefen der Tasse. Mit dem Blick in die Tasse versinken auch Emelys Gedanken in die Vergangenheit und durch ein Meer aus Farben taucht sie ein in eine Erinnerung aus der Kindheit:

(1:10 – 3:02): Emilys Kindheit – Ein Tag am Meer! Emily spielt am Strand und schreibt mit einem Stock ihren Namen in den Sand, der gleich darauf von einer Welle überspült wird, aber verschwommen sichtbar bleibt. Aufgeregt berichtet sie ihrem Vater von einem Schiff, das sie am Horizont entdeckt hat. Im Wassertümpel findet sie einen glitzernden Stein. Indem sie ihn ergreift, wird sie in die Gegenwart zurückgeholt. Das Mädchen Emily und die alte Dame Emily verschmelzen in ihren Lehnsessel zu einer Person.
Inzwischen ist ihr Tee kalt geworden und Kate holt ihr eine neue Tasse. Und wieder erbittet sich Emily einen Keks zum Tee.

(3:02 – 4:08) Emilys Jugend – ein Ausflug mit einer Freundin! Kate beginnt, Emilys Zimmer auszuräumen. Sie legt ihr einen Stapel Bücher auf das Tischchen. Beim Blättern taucht Emily erneut in ihre Vergangenheit ein, erlebt eine Episode aus ihrer Jugend, einen Ausflug auf dem Fahrrad mit einer Freundin. Sie ergreift einen schweren Koffer und jagt jemandem hinterher. „Warte auf mich!“ ruft sie ihm zu und landet wieder in ihrem Lehnsessel in der Gegenwart.
„Ich hoffe, dass ich nicht zu spät bin. Ich war nie wirklich pünktlich,“ entschuldigt sie sich bei Kate, die ihre Aufregung spürt und ihre Hände beruhigend ergreift: „Es ist okay. Mach dir keine Sorgen. Mach dir keine Gedanken. Ich bin hier, wenn du mich brauchst“.

(4:08 – 7:30) Ein Tag am Meer – Emily als Frau und Mutter! Ein drittes Mal taucht Emily in ihre Vergangenheit ein, ein Foto weckt ihre Erinnerungen: Die erste Begegnung mit ihrem künftigen Mann; eine Hand, die sie ergreift, als sie fast wieder den Zug verpasst; der erste Kuss verbunden mit der Erfahrung des Abschieds wie ein verlorener Hut im Wind und der Eingang zu einer dunklen Höhle, in die hinein sie „Hallo“ ruft, aber keine Antwort erhält; die Erfahrung der Schwangerschaft und wieder ein Tag am Meer, diesmal mit ihrer Tochter am Strand. Das Mädchen schreibt seinen Namen mit einem Stock in den Sand: Kate!

(7:30 – Ende) Emily und Kate – Mutter und Tochter! Der Name im Sand holt Emily zurück in die Gegenwart und sie erinnert sich: Kate, das ist ihre Tochter! Für einen Augenblick verschmelzen Vergangenheit und Gegenwart zu einer gemeinsamen Realität, in der sich Mutter und Tochter wiederfinden und sich im bunten Kreis der Erinnerungen drehen bis eine Welle auch diese Erinnerung wegspült und der Stock, mit dem ihre beiden Namen in den Sand geschrieben wurden, auf dem glattgespülten Strand liegen bleibt und schließlich endgültig ins große Meer (des Vergessens) gezogen wird.