Demenz – Im selben Raum, aber nicht in derselben Zeit

Tatsächlich spielt das Thema Zeit eine wichtige Rolle im Leben von an Demenz Erkrankten und deren Angehörigen oder den betreuenden Personen. Die Menschen leben im selben Raum, aber nicht in derselben Zeit:

„Die Kranken leben mit den Bildern einer bestimmten Lebensperiode und verhalten sich entsprechend. In diesem Stadium wird die Erkrankung häufig für die unmittelbare Umgebung zu einer unerträglichen Belastung, für den Betroffenen selbst aber eher zu einem Geschenk.“[1]

Während für die an Demenz Erkrankten das Langzeitgedächtnis wichtige Aufgaben zur Orientierung in einer Welt übernimmt, die für sie nicht mehr zugänglich ist, ist es für die Pflegepersonen gerade das Kurzzeitgedächtnis, das ihre Handlungen steuert. Welche neurologischen, eventuell genetisch veranlagten Ursachen eine Demenzerkrankung auch immer haben kann, gerade in der Wahrnehmung der Realität unterscheidet sich der an Demenz Erkrankte von dem nicht Dementen in der Wahrnehmung von Zeit: Dementer und Nicht-Dementer leben in zwei Wirklichkeiten oder anders gesagt: Mit dem Dementen und dem Nicht-Dementen begegnen sich zwei Zugänge zur Wirklichkeit, die nur in den Lebensmomenten, in denen die beiden Zugänge in einer Episode verschmelzen, zueinander finden, so wie es Late afternoon am Ende in der Umarmung von Emily und Kate darzustellen vermag. Es ist gerade dieses „Sekundenglück“, was die Erfahrungen von pflegenden Angehörigen in ihrem Handeln ermutigen kann:

Und du denkst, dein Herz schwappt dir über
Fühlst dich vom Sentiment überschwemmt
Es sind die einzigartigen Tausendstel-Momente
Das ist, was man Sekundenglück nennt.[2]


[1] https://www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/archiv-alzheimer-info/verstaendigung-mit-demenzkranken.html

[2] http://www.songtextemania.com/sekundengluck_songtext_herbert_gronemeyer.html